Der Schachbezirk Iserlohn trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Paul Vonderbank.
Mein erster Kontakt mit Paul muss in den frühen 90-er Jahren gewesen sein. Aufgrund eines Freiplatzes für die nächsten Südwestfalenjugendmeisterschaften nahm ich an den Bezirkseinzelmeisterschaften der Erwachsenen in Wickede teil.
Damals war das ein Turnier, das über mehrere Wochenenden im November ging und an dem alle guten Spieler des Bezirks (damals waren Iserlohn und Hagen noch getrennt) teilnahmen.
Vor jeder Runde (meistens wurden Doppelrunden gespielt) kam Paul aus Fröndenberg nach Wickede und nahm die Auslosung vor. Damals musste das noch mit Karten und von Hand machen.
Er war damals der Bezirksspielleiter und sorgte im Einzel- wie auch im Mannschaftsspielbetrieb dafür, dass alles reibungslos funktionierte.
Während Spielleiter auf anderen Ebenen teilweise aufgrund ihrer Eigenarten sogar etwas gefürchtet waren, war Paul der komplette Gegenentwurf. Er war nett und immer darum bemüht (und zwar mit Erfolg nicht wie dieses versteckte „bemüht“ in Arbeitszeugnissen), das alles einfach so lief, wie es sollte. Und seine Art übertrug sich auf die Spieler. Zumindest ich habe nicht eine Kontroverse zwischen einem Spieler und Paul erlebt.
Wir verloren uns dann irgendwann etwas aus den Augen (außer einigen Begegnungen bei Bezirksblitzmeisterschaften oder ähnlichen Veranstaltungen), ehe wir ab 2008 regelmäßig miteinander zu tun hatten.
Paul folgte auf Hugo Walendzik als Bezirksvorsitzender. Ich wurde 2. Vorsitzender.
In den dann folgenden zehn Jahren arbeiteten wir gemeinsam im Bezirksvorstand.
Schnell erkannte ich die Stärken von Paul. Er war immer darum bemüht, zwischen unterschiedlichen Interessen auszugleichen und gemeinsame von allen Beteiligten getragene Entscheidungen herbeizuführen.
In Zeiten, in denen die Bezeichnung „Verwalter“ für Schachfunktionäre in der Öffentlichkeit schon fast zum Schimpfwort mutiert ist, traut man sich ja kaum, Paul als erfolgreichen Verwalter zu bezeichnen.
Aber genau das war er. Er hat den Schachbezirk zusammengehalten.
Das hat er unter anderem damit erreicht, dass er über Jahre eine Vorstandsmannschaft zusammengehalten hat, die gemeinsam ihre Aufgaben erfüllt hat.
Vorstandssitzungen fanden oft bei Paul statt, wo er dann (auf eigene Kosten) den Grill angeworfen hat, ehe die Angelegenheiten besprochen wurden, die zu besprechen waren.
Als Paul 2018 seinen lange angekündigten Abschied als Bezirksvorsitzender vollzog, war es für ihn völlig überraschend, dass der damals noch als NRW-Vizepräsident amtierende Ralf Chadt-Rausch ihm die Ehrennadel des Schachbundes NRW überreichte. In Pauls Wertekorsett hatte er doch nichts Besonderes getan, was eine solche Auszeichnung rechtfertigte.
Diese Bescheidenheit und Freundlichkeit zeichnete Paul aus.
Als Ehrenvorsitzender wurde er immer noch über alle Vorstandsangelegenheiten informiert. Aber nie drängte er sich mit Ratschlägen auf.
Als dann die Pandemie begann und Treffen nicht mehr erlaubt waren, wurde Paul krank. Ein Treffen im Vorstandskreis nach Corona war nicht mehr möglich.
Paul, der mit seiner Frau so gerne seine Kinder und Enkelkinder besuchte, verstarb leider viel zu früh.
Er wird uns fehlen!